Geschäfts­bericht 2021

Prognosebericht

Rheinlandkooperation

Die Rheinlandkooperation wird 2022 weiter das zentrale Projekt der rhenag sein. Unter dieser Überschrift arbeiten rhenag sowie ihre beiden Gesellschafter Westenergie und RheinEnergie seit über einem Jahr an der Neuordnung der rheinischen Energielandschaft. Im Zentrum steht ein Kooperationsmodell, das die Zusammenarbeit der drei Akteure optimiert. Den Bürgern der Großregion, den kommunalen Partnern und den beteiligten Stadtwerken und Regionalversorgern sollen auf ihrem Weg in die Energiezukunft zeitgemäße Angebote gemacht werden: bei der Quartiersentwicklung, der Elektromobilität, der Digitalisierung, bei innovativen Kundenlösungen, bei den Wärmenetzen und der Entwicklung und Stärkung der Unternehmen auf ihren regionalen Märkten.

Im Rahmen einer ausgedehnten Roadshow zusammen mit Westenergie und RheinEnergie wurden in den letzten Monaten zahlreiche intensive Gespräche mit der Politik und Verwaltung sowie mit den angesprochenen Unternehmen geführt. Im Ergebnis ist es gelungen, Vertrauen aufzubauen und eine breite Zustimmung zu dem neuen Kooperationsmodell zu erhalten.

Der Abschluss dieses komplexen Projektes ist laut Zeitplan für Anfang 2022 geplant. Voraussetzung ist die Zustimmung der Gremien aller beteiligten Häuser, der kommunalen Parlamente und der Genehmigungsbehörden, unter anderm die des Kartellamtes.

Sofern es gelingt, diese Beschlüsse planmäßig herbeizuführen und die Rheinlandkooperation mit wirtschaftlicher Rückwirkung zum 1.1.2022 umzusetzen, erfährt rhenag einen veritablen Wachstumsschub. Mit bis zu dreizehn neuen Beteiligungsgesellschaften, die von Westenergie und RheinEnergie gemäß der neuen Beteiligungsstruktur in die rhenag-Gruppe eingebracht werden, verdoppelt sich die rhenag-Gruppe nahezu und rückt wieder in die Größenordnung, die sie zuletzt vor der Realteilung um die Jahrtausendwende hatte.

Die Rheinlandkooperation ist damit – vorbehaltlich ihrer planmäßigen Umsetzung – eine klare Stärkung unseres Unternehmens, eine Bestätigung unseres Geschäftsmodells der praxisbasierten Stadtwerkekooperationen sowie ein Beweis des Vertrauens unserer Gesellschafter in die Leistungsfähigkeit unserer Mannschaft.

Beteiligungs- und Dienstleistungsgeschäft

Für beide Geschäftsfelder liegt in der Rheinlandkooperation großes Wachstumspotential – insbesondere durch die zusätzliche Dienstleistungsnachfrage der neuen Beteiligungsgesellschaften.

Damit stehen die Bereiche im nächsten Jahr aber auch vor großen Herausforderungen. Es gilt, diesen Wachstumsschub operativ, organisatorisch und personell mit dem rhenag-eigenen Qualitätsanspruch zu stemmen.

Das Dienstleistungsgeschäft und insbesondere der Beteiligungsbereich werden künftig ein deutlich höheres Ergebnis beisteuern.  

Energievertrieb

Auch im Energiegeschäft ist die Transformation angestoßen, die Entwicklungsrichtung wurde im Strategieprozess klar definiert. 2022 wird es darum gehen, uns weiter als Anbieter nachhaltiger Kundenlösungen zu etablieren. Vor allem in unserer Stammregion wollen wir unsere Markenbekanntheit und Kundennähe nutzen, um unser Commodity-Geschäft mit kundenorientierten Energiedienstleistungen im Kontext der Energiewende zu ergänzen und zukunftsfest zu machen.

Unser Anspruch ist es, in unserem Stammgebiet erster Ansprechpartner für regenerative Energielösungen zu sein. Unser Produktportfolio entwickeln wir entlang unserer Schlüsselkompetenzen – insbesondere sind dies größere, ganzheitliche Prosumer-Lösungen. Für die werthaltige Entwicklung unserer Energiedienstleistungen setzen wir auf die Zusammenarbeit mit Markt- und Kooperationspartnern.

Im letzten Quartal 2021 kam es an den Energiebörsen zu Preissteigerungen, die sowohl beim Gas als auch beim Strom in diesem Ausmaß ohne Vergleich sind. Für die hohe Zahl an neuen Kunden, die aufgrund von Insolvenzen oder Vertragskündigungen von der rhenag aufgefangen wurden, mussten wir im Dezember 2021 die Grund- und Ersatzversorgungspreise deutlich anheben. Es galt, wirtschaftlichen Schaden vom Unternehmen abzuwenden, da die rhenag diese nicht planbaren zusätzlichen Gas- und Strommengen zu Höchstpreisen kurzfristig beschaffen musste.

Sobald sich im Laufe des Jahres 2022 die Preise an den Großhandelsmärkten wieder normalisieren, werden auch wir die Grund- und Ersatzversorgungspreise für diese Kundengruppe wieder senken.

Darüber hinaus werden wir versuchen, möglichst viele dieser Kunden in langfristige Lieferverträge zu überführen. Dies ist angesichts von Rekordnotierungen und hoch volatiler Preise an den Beschaffungsmärkten kombiniert mit einer hohen Wechselbereitschaft dieses Kundensegments vertrieblich anspruchsvoll.

Die Wachstumschancen im überregionalen Strom- und Gasvertrieb werden wesentlich davon abhängen, ob sich die Beschaffungssituation hinsichtlich Preisschwankungen und -niveau im Jahresverlauf wieder normalisiert und die pandemischen Rahmenbedingungen eine Intensivierung der Vertriebsaktivitäten wieder zulassen. Wir werden zudem unsere externe Vertriebsmarke mit Blick auf die spezifischen Bedürfnisse überregionaler Kunden 2022 neu positionieren. 

Im Bestandskundensegment wird es das Ziel sein, durch die Weiterentwicklung digitaler Angebote, der Serviceleistungen und Vertriebskanäle die Bindung zu erhöhen. Wir gehen davon aus, dass im Zuge der Energiepreiskrise Marktkraft und Größe sowie Vertrauenswürdigkeit und Versorgungssicherheit für die Kunden an Wert gewinnen werden. Unser 150-jähriges Bestehen, auf das wir 2022 zurückblicken können, werden wir in diesem Sinne als Qualitätssiegel nutzen.

Netzgeschäft

Die Ergebnisse unserer 100%igen Netztöchter Rhein-Sieg Netz GmbH und Westerwald-Netz GmbH fließen uns in unserer Beteiligungssparte über Gewinnabführungsverträge zu und machen dort einen bedeutenden Teil der Erträge aus.

Um diese wirtschaftliche Basis abzusichern, hat die Verlängerung auslaufender Konzessionsverträge weiter hohe Priorität. 2022 wird der Schwerpunkt dieser Verhandlungen im Westerwald liegen.

Nach der deutlichen Absenkung des Eigenkapitalzinssatzes für die vierte Regulierungsperiode Gas ab 2023 wird es bereits im nächsten Jahr darum gehen, sich auf die verschärften regulatorischen Rahmenbedingungen einzustellen. Hierin liegt angesichts stark steigender Baukosten eine besondere Herausforderung.

Dies gilt umso mehr, da die Bautätigkeit absehbar hoch bleiben wird. Denn wir erleben im operativen Netzbetrieb – im Gegensatz zu der politischen Diskussion auf Bundesebene – bei den Kunden vor Ort derzeit keinerlei Akzeptanzverlust des Energieträgers Erdgas. Im Gegenteil gehen wir in den nächsten Jahren mit Blick auf unsere konkreten Daten zu Gebäudebestand und Heizungstechnik eher von steigenden Anschlusszahlen aus – getrieben in erster Linie von Haushalten, die ihre alte Ölheizung auf Gas umstellen. Für diese Haushalte ist der Umstieg auf Wärmepumpen in der Regel aus gebäudetechnischen oder wirtschaftlichen Gründen keine Option.  

Vor diesem Hintergrund glauben wir an eine Zukunft für die gasbasierte, leitungsgebundene Wärmeversorgung – mit einem steigenden Anteil dekarbonisierter Gase. Szenarien einer „All-electric-World“ halten wir mit Blick auf die sehr heterogene Versorgungssituation vor Ort nicht für praktikabel.

150 Jahre rhenag

Wie bereits angeklungen, feiert die 1872 in Köln gegründete rhenag 2022 ihr 150-jähriges Bestehen. Auch deutschlandweit hat eine so lange Tradition eine besondere Qualität. Für unsere gesamte Mannschaft ist dies ein Grund zur Freude und macht sie stolz. Das Jubiläum ist aber mehr als das: Es ist ein veritables Marken-Asset. Beständigkeit, Verlässlichkeit, kombiniert mit der für ein so langes Bestehen unerlässlichen Veränderungsfähigkeit sind Werte an sich. Die rhenag wird daher 2022 das große Potenzial ihres Jubiläums in der Markenführung nutzen. Über singuläre Veranstaltungen hinausgehend werden wir die 150 Jahre als Fokusthema über das gesamte Jahr hinweg kommunizieren – mit Aktionen, Live-Events und auf einer speziellen digitalen Jubiläumsplattform. Ziel ist es, die Marke rhenag für alle Stakeholder erlebbar zu machen. Wir schauen dabei selbstverständlich nicht nur zurück, sondern auch nach vorn. Dieser Blick ist nicht zuletzt aufgrund des anstehenden Wachstums im Kontext der Rheinlandkooperation von Optimismus geprägt. Unser Jubiläumsmotto steht damit für Zuversicht und Anspruch zugleich: 150 Jahr rhenag – Energiezukunft geht weiter.  

Quantitative Prognose/Unsere Prognosezahlen

Beim Gasabsatz, der insbesondere in der Heizperiode maßgeblich vom Witterungsverlauf beeinflusst wird, erwarten wir einen Absatz von rd. 1,5 Mrd. kWh und damit in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Bei der Stromversorgung gehen wir von einer Absatzsteigerung auf rund 220 Mio. kWh aus.

Vor diesem Hintergrund plant rhenag mit einem Ergebnis vor Steuern von rund 35,6 Mio. € und einem ausschüttbaren Gewinn von rund 27,6 Mio. €.

Für diese Prognose, wie für sämtliche in die Zukunft gerichteten Aussagen dieses Lageberichts, möchten wir an dieser Stelle klarstellen, dass es sich ausschließlich um Erwartungen auf Basis des heutigen Wissensstands handelt. Auch wenn der Vorstand davon überzeugt ist, dass diese Annahmen und Planungen realistisch sind, können die tatsächlichen zukünftigen Entwicklungen und Ergebnisse aufgrund der Abhängigkeit von einer Vielzahl interner und externer Einflussfaktoren hiervon abweichen.

Köln, den 28. Januar 2022

rhenag Rheinische Energie Aktiengesellschaft

Der Vorstand

Dr. Catharina Friedrich
 

Dr. Hans-Jürgen Weck